Söder - ein Mann sieht SCHWARZ

Und wieder einmal gab der Häuptling der Bayern dem Münchner Merkur ein Interview.
Der Merkur, der aus Prinzip alles abdruckt, was der bayerische Ministerpräsident glaubt, absondern zu müssen, hat also am Wochenende seine dritte Seite fast ganz dem Markus Söder gewidmet.
Bemerkenswert war bereits der Aufmacher, der Söder im Büro zeigt, aber nicht in Begleitung einer gut platzierten Tasse mit der passenden Aufschrift, wie wir es gewohnt sind, sondern mit einem Glas voller dunkler Flüssigkeit – Söder sieht schwarz. Au weia.

Trotzdem oder gerade deswegen gehört es zu seinem Job, Optimismus zu verbreiten. Das betrifft nicht nur, aber auch Corona.

„Nach Schätzungen des Landesamts für Gesundheit haben wir über 130 000 Leben gerettet. Was für einen größeren Lohn kann es geben?“

Nun, möglicherweise die Umwandlung in 130 000 Wählerstimmen für die CSU. Aber das Volk ist undankbar. Der Merkur hakt nun aber doch ein wenig nach: „Es sah mitunter nach einem Schlingerkurs aus.“

„Die Staatsregierung hat immer nach Lage und Situation angepasst und angemessen entschieden.“

Aber waren die Reaktionen auf Spahn und Lauterbach wirklich angepasst und angemessen oder nicht viel eher angepisst und angefressen? Söder ist ein Meister des Verdrängens, wenn es um seine eigene Person geht.

Was Söder zu sagen hat, darf er verkünden. Dem Merkur fällt nur noch die Aufgabe zu, vor Drucklegung die passende Fragen einzufügen. Wie zum Beispiel: „Also? Was tun?“

„Die Stromtrassen müssen vorankommen. Bisher sind nur 4% der geplanten Leitungen gebaut. Die zuständigen Minister Robert Habeck und Hubert Aiwanger müssen schneller planen und bauen.“

Andreas Scheuers Prinzip von Abstreiten und ins Gesicht lügen ist Söders Sache nicht. Er lässt nur einfach weg, was nicht ins Konzept passt. Und der Merkur macht ihn selbstverständlich nicht darauf aufmerksam, dass die fehlenden 96% der Leitungen auf das Konto von 16 Jahren schwarz geführter Regierung gehen.

„Was tun Sie,“ fragt der Merkur weiter, „um Bayern endlich unabhängiger vom russischen Gas zu machen?“

„Nach jetzigem Stand kann es passieren, dass über Nacht der Zufluss endet. Für die Mitte der Gesellschaft bedeutet das: Abstiegsängste und enorme Alltagssorgen. Darauf braucht die Politik Antworten.“

Damit hat Söder eine einzigartige Drehung geschafft. Die Frage, was die Politik tun muss, wird von ihm mit „Sie braucht Antworten“ beantwortet. Vielen Dank. Noch Phrasen, äh Fragen?