Eine Geschichte aus dem gesunden Leben
Nicole A. ernährte sich schon seit einigen Jahren vegetarisch. Sie hielt das für einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Kampf gegen das Elend der Massentierhaltung - bis ihr neuer Lebenspartner Gerold M. sie eines Besseren belehrte! Denn ihr Mitleid mit Rind und Schwein sei nur eine halbherzige, ja fast lächerliche Geste des Tierschutzes, so lange sie noch regelmäßig Hühner um ihre Küken betrüge, Kühe zur qualvollen Dauermilchproduktion zwänge, Bienen die mühsam gesammelte Nahrung stehle, Schafe ihres natürlichen Wärmeschutzes und Seidenraupen ihres Nachwuchses beraube.

Nicole hatte daraufhin ganz arglos gefragt, ob man für das Tierglück jetzt die fröhlichen Hennen der Nachbarin besser dem Habicht überlassen solle und die Schafe des Bichlbauern in den Wald treiben, wo sich das - angeblich - gesichtete Wolfspaar sicher freuen würde. Daraufhin war M. schmollend zurück zu seiner Mutter gezogen, bis Nicole nach einer Woche einlenkte und versprach, künftig die streng vegane Lebensweise ihres Liebsten zu teilen.
Ein Versprechen, das sie vielleicht hätte halten können, wäre da nicht Frodo gewesen. Mit leichtem Widerwillen zwar, aber mit Respekt vor den anders gearteten Ernährungsbedürfnissen ihres ansonsten freundlichen und anhänglichen Hausgenossen hatte Nicole diesem bisher Mischkost bereitet, d.h. Fleisch mit gerade so viel Zusatz von Flocken und Gemüse, dass der Rottweilermischling nicht den Napf beiseite schob und mit vorwurfsvollen Blicken besser verdauliches Futter anmahnte.

Wie zu befürchten verweigerte Frodo die neue strikt pflanzliche Kost. Er magerte ab und bald darauf fing er an zu streunen. Als Nicole ihn in der Nähe einer Burgerbratstation entdeckte, wo er vergeblich versuchte, Essensreste aus den Abfalleimern zu holen, beschloss sie, einen Tierarzt um Rat zu fragen.
Das führte zu einer heftigen Diskussion mit Gerold, und früher als sonst brach er, begleitet von Frodo, zu seinem täglichen Waldspaziergang auf. Am Abend kam Frodo alleine zurück, aber Nicole beschloss, diesmal hart zu bleiben und nicht wieder, besorgt und nachgiebig, bei seiner Mutter anzurufen.
Daran hielt sie sich auch in den kommenden Tagen, vor allem da Frodo die Abwesenheit des Freundes ausgesprochen gut zu bekommen schien. Er nahm wieder zu, Fell und Augen bekamen ihren alten Glanz, und wenn er am Morgen nun alleine in Richtung Wald trabte, lag in seinem Gang wieder diese dem Hund eigene Grundstimmung freudiger Erwartung.

Als eine Woche später die Leiche von Gerold M. im Unterholz des Waldes entdeckt wurde, genauer gesagt, die Reste, die fleischfressende Tiere davon übrig gelassen hatten, da konnten sich die Wolfsfreunde vor Ort nicht wirklich über dieses nun offenkundige Lebenszeichen ihrer Schützlinge freuen, denn die Gegner riefen, versorgt mit neuer Munition, natürlich wieder nach Freigabe zum Abschuss.

Schwanzwedelnd und freundlich wie immer begrüßte Frodo an diesem Tag die beiden Uniformierten an Nicoles Haustüre. Er konnte ja nicht wissen, dass sie gekommen waren, um seinem Frauchen eine unerfreuliche Nachricht zu bringen, aber auch um ihr zahlreiche Fragen zu stellen.

Nachtrag 1:
Hier noch ein Sortiment absolut pflegeleichter Haustiere.

Nachtrag 2:
Wir danken unserer Leserin A.M. für das Foto ihres fröhlichen Hausgenossen mit dem bunten Quietschball und versichern allen ev. Anstoß nehmenden Tierschützenden, dass dieser Canide nicht nur artgerecht gehalten, sondern natürlich auch so ernährt wird. Ob das eine gute Nachricht ist, hängt vom eigenen Ernährungsbewußtsein der Lesenden ab.
Und noch ein vollkommen satirefreier Tipp: Wer gerne mehr über Airy wissen möchte, kann auch mal auf die Seite seines Frauchens schauen:

Neuer Link