Es ist schon eine gewaltige Komplexität, mit der die moderne Wissenschaft bei der Vorhersagbarkeit von Wetter, dem Verhalten des Klimas und dem menschlichen Anteil an dessen permanenten Veränderungen zu kämpfen hat.
Seit weit über 100 Jahren kommt man dieser Komplexität allmählich auf die Schliche, wobei allerdings jede Antwort mindestens 10 neue Fragen aufwirft.

Ein Blick in die tägliche Arbeit des Deutschen Wetterdienstes:
Da hantiert man beispielsweise mit internen und externen Forcings, oder mit akkumulierter negativer Rückkopplung von kleinskaligen Prozessen, die früher nicht erfasst werden konnten, mit deren Hinzuberechnung nun aber die Vorhersagegenauigkeit verbessert wird.
Das gemeine Volk, welches sein meteorologisches Wissen im Wesentlichen aus dem 100jährigen Kalender, diversen Königskerzenbewuchsmerkmalen oder grob gerasterten Wetterapps bezieht, interpretiert solche Bemühungen in seiner ihm eigenen Art: “Klimaveränderungen? Des hat's doch scho allweil geben!“

Wer nun mit Verweis auf eine Internetquelle behauptet, das was bei Flugzeugen und Autos hinten rauskommt, sei gesund und vitaminreich, dem ist auch nicht zu helfen. Ansonsten lautet die Frage nicht, ob CO2, also das Kohlendioxid, zur Erwärmung der Atmosphäre führt - gegen physikalische Gesetze können wirklich nur die allerdümmsten menschlichen Gestalten argumentieren - sondern wieviel menschliches Verhalten dazu beiträgt.

Wer niemals Physik im Unterricht hatte oder regelmäßig dabei schlief, der kann sich zum Ausgleich auf Youtube eine ZDF-Sendung namens Querschnitt reinziehen. Hoimar von Dithfurt (für die Jüngeren: das war der Harald Lesch der 70iger und 80iger Jahre) hat seinerzeit einen Feldversuch gestartet, indem er im Studio zwei Zelte aufstellte, eines mit CO2 und eines mit Sauerstoff. Dann wurden beide gleichmäßig beheizt. Und während sich die Sauerstoffatmosphäre langsam erwärmte, erhitzte sich das mit CO2 gefüllte Zelt rasant. Braucht es mehr?

Von Dithfurt erzählte in seiner Sendung von Wissenschaftlern, die einen Temperaturanstieg um 3 Grad für möglich hielten. Das war übrigens im Jahre 1978, und einer dieser Wissenschaftler, Klaus Hasselmann, hat dieser Tage den Nobelpreis für Physik erhalten. Nur 45 Jahre oder umgerechnet 1,5 km Gletscherschwund an der Pasterze später.

Vor einem halben Jahr hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mich einer OP unterziehen zu müssen, was mir 6 Tage Krankenhausaufenthalt bescherte. Leib und Seele haben die OP gut und rasch verarbeitet. Zu Nagen hatte ich lediglich an der missionarischen Aufklärungsarbeit einer Putzfrau, der, weil am Tropfe hängend, nicht zu entkommen war.

Sie betrat, mit Wischmopp bewaffnet, das Krankenzimmer und nach kurzer Einleitung - „Kalt heute, nicht?“ - begann sie neben einem eher zweitrangigen Putzvorgang mir und meinem Zimmergenossen zu erläutern, warum es keinen menschengemachten Klimawandel gebe und alle Wissenschaft dazu Unfug sei. Denn bereits ihre Vorfahren vor 250 Jahren hätten heiße Sommer, Dauerregen, Winter mit sehr, sehr, sehr viel Schnee – oder gar keinen – erlebt. Also alles Blödsinn.

Zaghafte Versuche, argumentativ dagegenzuhalten, beispielsweise mit Hinweisen auf immer genauere Wettercomputer, wischte sie beiseite, meistens indem sie mit ihrem tropfenden Wischmopp auf mich zielte.

„Nix! Die wissen gar nix! Aber schon meine Urgroßmutter in den Karpaten hat...“ Amen. Gegen Urgroßmütter in den Karpaten haben selbst modernste Hochleistungscomputer keine Chance. Nobelpreisträger schon gar nicht.

Da der Wischmopp sich zwischenzeitlich bedenklich meinem Bett näherte, stellte ich mich erst schlafend, dann tot, und als alles nichts nützte, resignierte ich und nickte bei jeder klimatologischen Belehrung nur noch mit dem Kopf.

Es ist ja längst eine Binsenweisheit, dass Demokratie das Aushalten mehrheitlicher Dummheit bedeutet. Die Frau ist ja kein Einzelfall und auch sie hat ein Wahlrecht. Vermutlich wird sie auch eine der Parteien gewählt haben, die ihr wider besseres Wissen nach dem Mund redet.

Immer wieder höre ich in Diskussionen, dass auch Wissenschaftler irren können und dass es auch unter den Klimaforschern unterschiedliche Meinungen gibt.
In Details unterscheiden sie sich, sicher, aber 98% der warnenden Klimaforscher stehen lediglich 2% der studierten Zunft entgegen, die nicht an einen menschengemachten Klimawandel glauben. Wem kann man wohl eher glauben?

Wer mir also mit diesen 2% kommt, vor dem habe ich erstmal keinen Respekt. Es sei denn, er geht im Falle einer ernsthaften Erkrankung gefälligst nicht zu den 98% der Ärzteschaft, die sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Chirurgie und Medizin verschrieben haben, sondern hält sich an die 2%, deren Behandlung aus Frauenmanteltee, Handauflegen und dem Ausweichen vor Wasseradern besteht. Das wäre wenigstens eine konsequente Haltung.

Und es würde den Kreis der Klimaerwärmungsskeptiker- und Leugner mittelfristig um einiges verkleinern.

Nachtrag für Interessierte
Die alte und immer noch aktuelle Sendung mit Hoimar von Dithfurt kann immer noch bei youtube (wenn auch nicht in bester Qualtität aber durchaus verständlich) unter den ff. Links aufgerufen werden:

Die komplette Sendung:
https://www.youtube.com/watch?v=6W2cL7Vop88


Den Auszug mit dem CO2-Experiment:
https://www.youtube.com/watch?v=lw8HrvcFENU