„Eigentlich hab ich mich mit dir auf einen Schoppen verabredet, um zu entspannen. Wieso schaust du schon wieder so grantig?“ fragte B. seinen alten Freund A..
„Die Infektionszahlen steigen und meine Heimatstadt Augsburg soll ein Zentrum für Künstliche Intelligenz werden, wie soll man da anders schauen.“ knurrte A. „Erzähl mir was Aufheiterndes, bring mich zum Lachen. Aber bitte keine ausgedachten Witze, sondern solche, die das Leben liefert.“

B. musste nur kurz überlegen. “Die Familie Hohenzollern fordert immer noch Millionen an Entschädigungszahlungen für enteignete Immobilien und will wieder in ihre alten Schlösser einziehen…“
„Ja, erst mit den Nazis die alte Demokratie kaputt machen, dann die neue zur Kasse bitten!“
B. winkte ab. „Das war noch nicht der Witz! Der besteht auch nicht mal darin, dass die brandenburgische Finanzministerin geneigt ist, tatsächlich ernsthaft darüber zu verhandeln, sondern dass die Dame der SPD angehört. Na?“
Mit einem energischen Schluck leerte A. sein Glas und atmete tief durch: „Ein wirklich guter Witz baut auf einen Überraschungseffekt.“

Während A. nun der Bedienung winkte, um einen neuen Schoppen zu bestellen – den dritten an diesem Abend – suchte B. in seinem Smartphone und wurde rasch fündig:
„Hier: Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende der Grünen, hat in einem Fernsehinterview darüber nachgedacht, wie man den zur Produktion von E-Mobil-Akkus nötigen Rohstoff „Kobold“ entsorgen kann…“
A. lächelte gequält. „ Was will man von einer Generation erwarten, die im Kindergartenalter mit rosa Fantasy-Geschichten an das Weltverständnis herangeführt wurde und wohl immer noch heimlich hofft, dass der Pumuckl unsere sozialen Probleme entsorgen wird.“

B. hatte schon gar nicht mehr richtig zugehört, sondern sich ein neues Fundstück erwischt.
„Hengameh Yaghoobifarah, du erinnerst dich, die TAZ-Autorin, die unsere Polizisten auf der Müllkippe entsorgen wollte, macht jetzt Werbung fürs Luxussegment des KaDeWe, posiert in einem Ledermantel für fast 4000€ und ähnlich hochpreisigen Schuhen!“
„Ja und? Das tapfere Mädel demonstriert halt für das Recht farbiger Flüchtlinge, teure Sachen von qualvoll getöteten Tieren zu tragen – hätte sie sich dafür in Müllsäcke wickeln sollen?"

A. zeigte nun den Anflug eines Lächelns über den eigenen Witz, B. blickte skeptisch:
„War das jetzt nicht latent rassistisch?“
„Nein, das wars ganz offen. Ich habe noch nie Training-Seminare zur Selbstoptimierung besucht und werde mir jetzt auch nicht gegen gutes Geld beweisen lassen, dass ich ein heimlicher Rassist bin. Dafür lasse ich mich gerne von wehrhaften Unterdrückten jeglicher Farbe eine alte weiße Kartoffel nennen. Ich war freiwillig als Helfer in einem Kibbuz, meine Generation hatte und hat genug Arbeit mit dem deutschen Antisemitismus, und fertig.“

B. strahlte: „Da habe ich was für dich, warte. Also: Max Czollek, einer von diesen von dir so genannten „wehrhaften Unterdrückten“, fühlt sich genervt von den Deutschen, die sich gegen Antisemitismus engagieren, aber eigentlich nur von den Juden ihre eigene „Wiedergutwerdung“ bestätigt haben wollen.“
„Das gefällt mir. Hättest du jetzt vielleicht einen schönen Judenwitz für mich, gerne mit Krematorium und der 7. Million?

B. stand auf. „Ich muss leider gehen. Die neueste Verordnung zum Schutz vor Ansteckung sagt: es dürfen sich nur 5 Personen an einem Tisch versammeln. Und mit mir ist es mindestens einer zu viel. Hier sitzen bereits: ein enttäuschter Sozialdemokrat, ein Möchtegern- Rassist, ein frustrierter Philosemit, ein Oberlehrer und ein heimlicher Alkoholiker, und dann kommt vielleicht noch ein alter Freund von mir dazu, der sitzt aber im Moment wohl auf dem Klo fest.“

Für einen Augenblick war A. sprachlos, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Er lachte so lange bis der Wirt vor ihm stand und bat, die Maske aufzusetzen – die Damengruppe am Fünfertisch nebenan fühle sich von dem unmäßigen Ausstoß von Aerosolen bedroht.