...denn dass die Vorweihnachtswochen selten stressfrei und harmonisch verlaufen ist bekannt.

In den Niederlanden tobt in dieser Zeit sogar zusätzlich ein Kulturkampf der besonderen Art;
es geht dabei um den "Zwarte Piet", den dunkelhäutigen Begleiter von St. Nikolaus. Der Piet wird traditionell von einem schwarz geschminkten Weißen verkörpert, und anders als unser Krampus ist er freundlich und drollig, ein bißchen wie der Sarotti-Mohr. Die farbige Bevölkerung will aber nicht so gesehen werden – da kann man schon verstehen, dass dagegen demonstriert wird.
Außerdem ist der Schwarze nur der Gehilfe des Sinterklaas, also ihm untergeordnet, das erinnert die zugewanderten andersfarbigen Bürger an Kolonialzeiten, was sie nicht freut – das kann man auch verstehen.
Nun gibt es schon seit längerem ein Kompromissangebot: da der Piet auch derjenige ist, der die Geschenke durch den Schornstein liefert, könnte er auch als Weißer mit ein paar Rußflecken im Gesicht auftreten, sozusagen mit legitimen Arbeitsspuren – aber auch dieser Vorschlag zur Güte wird offenbar abgelehnt. Das kann man eigentlich nicht verstehen.
Und zu allem Übel haben sich auch noch rechtspopulistische Kreise einschließlich Pegida aufgerufen gefühlt, zur Rettung des "Zwarte Piet" zu demonstrieren, und so kloppen sich jetzt die Anti-Rassismus-Fundis im Namen eines ursprünglich verständlichen Anliegens mit den rechten Krawallmachern im Namen einer nationalen Tradition, und bedauernswerte Polizisten müssen Überstunden schieben.

Hier im Oberland gibt es zu Dreikönig immer noch den Besuch der Sternsinger: kostümierte Kinder ziehen von Haus zu Haus, singen auf Wunsch und sammeln Spenden für ein gemeinnütziges Projekt der katholischen Kirche.
Zwar beruht das Ding mit den drei Königen wohl auf einer alten Fehldeutung einer Bibelstelle, aber die Kinder sind niedlich und plagen sich bei jedem Wetter für einen guten Zweck.
Wir freuen uns immer wieder auf ihren Auftritt, und ich hoffe jetzt nur, es kommt kein neu zugezogener Großstädter mit Gesichtsverengung auf die Idee, hier Rassismus auszuschreien, denn, ja, eines der tapferen Sängerlein, meistens ein Mädchen, ist schwarz geschminkt (Blackfacing!) und behauptet, "Caspar aus dem Mohren(!!)Land" zu sein.

Eine solche Beschwerde könnte dann wiederum die örtliche AfD zur Verteidigung deutschen Brauchtums auf den Plan rufen -
und was machen wir dann?
Sollen wir uns einen Aluhut basteln?
Oder wenigstens ein Haiku darüber schreiben?

Ratschläge von Lesenden werden gerne entgegen genommen!