Fast ein halbes Jahr verfolgten wir auf Twitter Hubert Söder und Markus Aiwanger, ne, falsch herum, ist aber letztlich egal. Jedenfalls hat es jetzt ein Ende.

Kuckuck und Esel – ein Abgesang

Die Demo gegen das Heizungsgesetz am letzten Samstag in Erding markiert das Ende des Wettstreits, wer denn im Lande der größte Demagoge und Populist sei. Längst hat sich das System Twitter vom Internet entkoppelt. Der Stammtisch ist mittlerweile ein Megaevent, getarnt als Demonstration, bei dem sich Politiker, die für 3% Stimmenzuwachs ihre Großmutter verkaufen, für nichts, aber auch gar nichts zu schade sind. Man braucht derlei nicht mehr über Twitter zu beobachten; man kennt die Typen inzwischen auch so.

Samstag, 10.6.2023

Also trat Herr Söder vor das Publikum in Erding, um, wie er tags zuvor noch auf Twitter mitteilte, ein „deutliches Signal aus der Mitte der Gesellschaft in Richtung Berlin“ zu pöbeln. Diese gesellschaftliche Mitte zeigte dann deutlich, was in ihr steckt und entpuppte sich als stinknormaler Mob, ein Mittelmob gewissermaßen, dessen Kernbotschaft an Söder sehr präzise „Hau ab!“ lautete.
Meines Wissen der erste Fall, dass ich dem rechten Mob nicht widersprechen kann.

Da hat sich der Herr Söder aber verkalkuliert; denn wenn so die „Mitte der Gesellschaft“ aussieht, dann möchte man nicht den Pöbel kennenlernen. Die Wutbürger, immer noch voller Hass auf die Corona-Politik, die sich wegen Habecks Fracking-Verrenkungen dann auch noch um den Wut-Winter geprellt sahen, brauchen endlich einen guten Grund, um sich so richtig austoben zu können. Woran man erkennt, ein Anwanzen an die AfD bringt Söder nichts mehr. Er weiß das auch. Deswegen seine „klare Abgrenzung“ von der Afderpartei.

Fürs Anwanzen haben wir ja den Aiwanger. Der hatte sich schon zu Coronazeiten eine impfstörrische Haltung zugelegt und bekam jetzt dafür die Belohnung. Wenig BUH, viel Beifall für das Heranproleten an die AfD. Aiwanger, eine krude Mischung aus einem mittelprächtigen Franz Josef Strauß, Donald Trump und einem in Dreifachgeschwindigkeit abgespielten Matthias Egersdörfer traf mehr den Nerv als der FDP-Mann Hagen, der zwar nichts zu sagen hatte, was aber auch schon egal war, weil sein Gerede ohnehin in den Protestgebrüll unterging.

Aiwangers Adaption von dämlichen Trumpismen bewiesen aber nur, dass eine Maultrommel eine Maultrommel ist und keine Trompete. Bei der von ihm favorisierten Klientel mag das gut ankommen, aber im Zweifel wählt die dann doch mehrheitlich das Original. Aiwanger nimmt das klaglos hin, weil die paar Prozente, die der Rattenfänger dann doch abgreifen kann, letztlich das Weiterregieren sichert.

So erweisen sich Söder und Aiwanger als Weidels billige Helfer und so pöbeln und hetzen sie weiter in Funk, Fernsehen und Internet mit ihren Halb- Viertel- und Achtelwahrheiten oder gleich mit glatten Lügen. Wer nun der größere Populist oder Demagoge ist - egal. Ob ein Kackhaufen nun vom Alphatier oder vom Betatier stammt, sie stinken beide erbärmlich.

Was mich betrifft, so habe ich bemerkt, dass ich beim Zusammenstellen von Söders und Aiwangers Twittereien Monat für Monat aggressiver wurde. Aber genau das ist ja auch das Ziel, das mit dem gebetsmühlenartig wiederholten geistigen Dünnpfiff erreicht werden soll. Nur, dass sich meine Wut gegen die Twitterer selbst richtete. Bis zur Wahl im Herbst wollte ich noch durchhalten - aber für die gleiche Erkenntnis noch mehr Lebenszeit opfern? Schluss damit!

Ich blicke nur noch sporadisch auf die beiden Twitterseiten, wenn’s ein BerichtBestatter-Kommentar erfordert – und seitdem geht es mir besser.