Und wieder stellen wir uns die Frage: Wer hetzt besser auf Twitter, Söder oder Aiwanger? Stiftung Demagogentest präsentiert:
Kuckuck und Esel im Mai
Der Stand der Dinge bisher:
Populistenpunkte Söder 28
Demagogiepunkte Söder 28
Populistenpunkte Aiwanger 21
Demagogiepunkte Aiwanger 29
Und los geht es am 1. Mai mit Hubert „Schwurbel“ Aiwanger:
„Ich vermute sogar Absicht für das Hochkommen der AfD, bei politischen Kreisen die eine linkere Politik wollten, mindestens bei linken Medien. Die AfD führt dazu, dass bürgerliche Mehrheiten kaum mehr möglich sind und die Grünen umso sicherer in der Regierung sind, je stärker AfD…“
3 Demagogenpunkte, auch weil ich auf Aiwangers Twitter-Seite als Empfehlung immer Reitschuster und Reichelt angezeigt bekomme.
2. Mai, Aiwanger über das Klima:
„Zu trocken, nass, zu warm, kalt. Hauptsache schlimm. Und es droht…: Trockenheit? Zu viel Niederschlag? Weiß man nicht, aber es droht…!“
Für einen Twitter-Extremisten ist Extremwetter halt normal. 2 Demagogenpunkte.
3. Mai, Aiwanger:
„Der Tag der Pressefreiheit wäre mal der richtige Anlass, auch Freien Wähler in die großen Talkshows der Republik einzuladen. So habt ihr ja auch die Piraten und die AfD groß gemacht. Warum waren Euch die lieber? Haben wir zu viele vernünftige Ansichten?“
Nein, nein, die sind für Politikerdarsteller reserviert. Politclowns wie du kriegen nur Gastauftritte in der HEUTE-SHOW. Und einen Populistenpunkt.
2. Mai – Wenn Söder bei Markus Lanz mehrfach der Lüge überführt wird, dann twittert er mit seiner ihm eigenen Viertel-Diplomatie:
„Lebhafte Diskussion bei „Markus Lanz über Bratwürste, Energieversorgung und die K-Frage: heute Abend um 23 Uhr im ZDF. Nun geht es zurück in die Heimat: in Bayern ist es doch am schönsten.“
Da finden seine Falschmeldungen noch Gehör. Es gibt aber keine Punkte, Heuchelpunkte vergeben wir nicht.
Und auch am 4. Mai wird nur geheuchelt, wenn es über den einen, den er nicht mag und den anderen, den er hasst so vierteldiplomatisch heißt:
„Vielen Dank an Friedrich Merz und Manfred Weber für die exzellente Zusammenarbeit zwischen München, Berlin und Brüssel.“
Erst am 6. Mai findet er wieder zu alter Form:
„Ja zum Klimaschutz, aber nein zu Klimaklebern. Wir sind bei fast allen Erneuerbaren auf Platz 1: Die Leistung aus Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft in Bayern entspricht 5000 Windrädern!“
Eine etwas krude Logik, die wohl seine Falschmeldung relativieren soll, nachdem Bayern auch bei der Windkraft Spitze ist. 1 Populistenpunkt.
Immer noch 6. Mai:
„Bayern soll Bayern bleiben! Freiheit, Gemütlichkeit, Liberalität: Dafür stehen wir. Die CSU ist die Partei der Liberalitas Bavariae. Wir lehnen Umerziehungsfantasien ab. Grüne und Linke wollen ein anderes Bayern.“
Ich auch. Ein Bayern ohne Söder. Noch 1 Populistenpunkt.
Und no a Söder:
„Was kann CSU alles heißen? Eigentlich heißt es Christlich-Soziale Union. Aber das C steht auch für: Charakterstark, charismatisch, charmant oder cool. S steht für: Sicherheit, Stabilität, Solidarität oder stark. Und das U für: unbeugsam, unbequem und umsichtig.“
Aber steht das C in CSU nicht eher für: Choleriker, Chimäre und Cäsarenwahn oder Clown, das S für Stänkern, Skandale, Schwellschädel oder einfach saubleed, und das U für Unsicherheit, Unsolidarität bzw. – wie der ganze Tweet – für Unsinn?
Am 6. Mai wird Söder mit 100% in offener Wahl zum Spitzenkandidaten der CSU gekürt. Das motiviert natürlich.
„Hier gehöre ich her. Einmal Berlin reicht.“
Wäre er ehrlich, müsste er zugeben, dass es nicht einmal einmal für Berlin gereicht hat.
Und dann legt er los:
„Der Heizhammer muss gestoppt werden! Die Heizungspläne der Ampel sind völlig überstürzt. Die Grünen ziehen die Schrauben trotz Krise, mit Sturheit und Trotzigkeit immer weiter an. Es entstehen Kosten von 500 Milliarden Euro für den Staat und bis zu 300.000 Euro für Hauseigentümer. Entweder geht der Bürger pleite oder der Staat.“
T-online ging der Sache nach und hat einige Experten befragt. Allgemeines Kopfschütteln über die Zahlen. Eine Nachfrage bei Söder, woher er diese Zahlen hätte, blieb t-online zufolge ohne Antwort. 3 Demagogiepunkte für überhöhte Zahlen ohne den geringsten Beleg dazu und Schweigen bei der Quellenangabe.
Glück für Aiwanger, dass ich das Gezeter um die Märchenlesung einer Drag-Queen für Kinder nicht mitbekommen habe. In der Hauptsache hat die Springerpresse darüber berichtet, weswegen mich die Geschichte nicht interessiert hat. Die zahlreichen Tweets von Aiwanger als Replik auf die BILD-Artikel müssen außen vor bleiben.
Laut t-online liest eine Drag-Queen ein Märchen von einer Prinzessin vor, die ihren eigenen Kopf hat. Allemal besser, als wenn Onkel Aiwanger ihnen das Märchen von den Insekten fressenden versifften Grünen erzählt.
8. Mai, Söder:
„Im Bundeswirtschaftsministerium wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf völlig falsch verstanden. Das ist nichts anderes als grüne Korruption! Robert Habeck muss Patrick Graichen entlassen.“
Die schwarze Korruption sah noch vor 10 Jahren so aus, dass CSU-Politiker ihre Ehefrauen, die ihnen am Kopierer das Papier nachgefüllt haben, als vollzeitbeschäftigte Sekretärin eingestellt hatten. Auf Staatskosten, versteht sich. Das nannte sich Verwandtschaftsaffäre, 8 Jahre vor den Maskendeals. 2 Populistenpunkte für die Balken im eigenen Auge.
8. Mai, Söder:
„Eine geniale Idee: Lärmschutz mit der Produktion von Sonnenenergie verbinden. Wir bauen alle Heimenergien in Bayern massiv aus und sind Spitzenreiter beim Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland - allen voran bei Photovoltaik“
Noch effektiver wäre es vielleicht, eine Solarzelle an Söders Oberlippe zu tackern. Das wäre Photovoltaik und Lärmschutz in einem. Und in höchster Vollendung. 1 Demagogiepunkt.
9. Mai, Söder:
„Wir lehnen die Cannabis-Pläne der Ampel ab. 90 Joints im Monat, 3 Joints am Tag – das darf es nicht geben. Wir werden alles tun, das zu verhindern. Wir wollen keine Drogen in Bayern. Wir schützen unsere Kinder und Jugendlichen.“
Aber nicht sehr gut. Sonst würde es nämlich keine Drogenprobleme in Bayern geben. Wie Söder auf die Zahlen kommt, bleibt ohnehin unerfindlich. Und Quellen nennt er üblicherweise nicht. 2 Demagogiepunkte.
12. Mai, Söder:
„Sechs Bundesländer schließen sich für einen Energiepakt zusammen. Wir wollen keine Zweiteilung in Strompreiszonen. Strom im Süden darf nicht teurer sein als im Norden, sonst führt das am Ende zu Abwanderung von Firmen aus ganz Deutschland.“
Vielleicht auch nur von Deutschlands Süden in den Norden. Kommt davon, wenn man die Energienetze nicht ausbaut und die erneuerbaren viel zu lange blockiert hat. 2 Populistenpunkte.
17. Mai, Söder postet: „79% der Bayern finden, Markus Söder passt zu Bayern. 78% halten ihn für führungsstark.“
Dies ergab eine Umfrage in der Münchner Staatskanzlei.
Und hoppala – das war’s auch schon. Söder rast im Mai unermüdlich von Bierzelt zu Bierzelt, twittert von dort schöne Bilder und sondert seine üblichen Plattheiten ab. Ansonsten übernimmt er hauptsächlich Statements seiner Spießgesellen. Eigentlich alles schon dagewesen, auch die Punkte dazu längst vergeben. Decken wir also den Mantel der Fremdscham über ihn und wenden uns für den Rest des Monats dem Aiwanger zu. Bei dem reicht wie immer kein Mantel, da braucht’s schon eine Bierzeltplane.
Am 18.5. gehen ihm die Waffen durch:
„Schützenvereine sind wichtig fürs Vereinsleben. Keine Verschärfung des Waffenrechts für legale Waffenbesitzer! Silvesterkrawalle in Berlin hat nichts mit Schützenvereinen zu tun, also lasst die Vernünftigen in Ruhe! Kriminalitäts-Probleme vor Ort lösen!“
Was die um sich schießenden Amokläufer, wegen denen das Waffengesetz verschärft werden soll, mit Silvesterkrawallen und das alles mit Schützenvereinen zu tun hat, ist nur mit einem Populistenpunkt abzugelten.
Am 19. Mai frage ich mich, ob Aiwanger noch auf- oder schon durchdreht:
„Gebäudenergiegesetz wird enden wie die Gasumlage: Scheitern. Ideologische Übergriffigkeit der Grünen scheitert an der Realität, hat vorher aber die Republik verrückt gemacht und der AfD Wähler zugetrieben. Die Grünen müssen wieder in die Opposition, sie spalten D…“
Ohne Kommentar, nur 2 Demagogiepunkte.
25. Mai, Aiwanger: „Wir brauchen jetzt: Industriestrompreis 4 Cent, Flexibilisierung Arbeitszeit, Unternehmenssteuern 25%, Einkommensteuer 2000E/Monat steuerfrei, Abschaffung Erbschaftssteuer. Nicht: Hohe Energiepreise, 4-Tage-Woche, Bürgergeld für Arbeitsfähige, Heizungsgesetz.“
Interessant. Eine dieser Forderungen stammt von einem grünen Wirtschaftsminister, der aber erwartungsgemäß nicht genannt wird. 1 Populistenpunkt.
Ein typischer Aiwanger auch am 27. Mai:
„Ernährungsempfehlung für Fleisch von derzeit ca 100 Gramm pro Tag soll auf 10 g reduziert werden. Bald dann noch 1 Gramm = 1 Mehlwurm, verabreicht mit den Tabletten gegen Mangelernährung. Und die Ampel-„Bundesruinierung“ trägt den Mist mit.“
Tatsächlich hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. eine Empfehlung herausgegeben, wonach der Fleischkonsum von 100 g täglich auf 10 g reduziert werden soll. Bei Aiwanger ist’s natürlich die Ampel und der Mehlwurm, der durchgesetzt werden soll. 2 Populistenpunkte.
Insgesamt ein eher ruhiger Monat. Entweder geht den Platzhirschen jetzt schon der Dampf aus oder es genügt ihnen die ständige Wiederholung, das Einhämmern ihrer platten Botschaften.
Damit haben wir Ende Mai folgendes Ergebnis:
Populistenpunkte Söder 34
Demagogiepunkte Söder 34
Populistenpunkte Aiwanger 26
Demagogiepunkte Aiwanger 36
- Restmüll
- 01.06.2023