„Und täglich werden es mehr!“

Ein mir namentlich Bekannter, der zwischenzeitlich in die rechtsextreme Ecke abgedriftet ist.

Die Revolution der Gartenzwerge

Nach Corona, Krieg und explodierenden Energiepreisen hat das Schicksal zu Weihnachten statt auf noch mehr Dramatik lieber auf die klassische Farce gesetzt und uns ein Drehbuch für eine Klamotte beschert, wie sie nur das Leben schreiben kann. Und das auch nur in Deutschland und mit nichts Geringerem als mit einem Staatsstreich.

Netflix würde so eine Story sicher nicht verfilmen. Zu sehr klingt sie nach einem Didi-Hallervorden-Film aus den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Ungeachtet der Lächerlichkeit des Vorhabens, so mir nichts, dir nichts, die deutsche Regierung zu stürzen und durch eine aristokratische Militärregierung zu ersetzen, ist es natürlich eine nicht zu unterschätzende Gefahr, wenn eine Horde Spinner alle Zutaten in die Hand bekommt, um einen Revolutionskuchen aus Brandteig zu backen; Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos, Militaristen mit gemopsten Waffen, eine Ex-AfD-Abgeordnete, gesegnet mit Zugang ins Regierungsgebäude, Geldgeber aus sympathisierenden Unternehmerkreisen und als Krönung einen abgedrehten Adelsgerontokraten. Der nennt sich Heinrich XIII und ist die Steigerung von Covid, dem IXX, nur noch gefährlicher, weil sich das Virus nicht für Medizin hält, wohl aber der Provinzgockel für das künftige Alphatier im künftigen Kaiserreich Deutschland.

Und diesmal wäre es nicht nur dem linken Gesocks, das ja ohnehin beseitigt werden muss, an den Kragen gegangen, sondern auch den Verharmlosern und Beschwichtigern der konservativen Seite, die für eine Handvoll Wählerstimmen jedem dummdreisten Schreihals nach dem viel zu großen Maul reden. Also sprach die Exekutive, dann muss wohl gehandelt werden, nun aber ran an den Speck.

Das fing schon vor einigen Monaten an, als man die potentiellen Entführer des Karl Lauterbach hopsnahm. Zu diesem Zeitpunkt waren die Vordenker der rechten Revolution aber schon weiter. Warum einen Bundesgesundheitsminister entführen, den ohnehin keiner zurückhaben will (außer vielleicht Markus Lanz, wenn ihm mal die Gäste ausgehen)?

Für die Querdenker-Fraktion der Gruppe ist Lauterbach keinen Schuss Pulver wert, weswegen man ihn also mit fleischlastiger und salzreicher Ernährung zur Strecke bringen und anschließend entsorgen müsste.
Damit wäre man aber immer noch humaner als die RAF, die seinerzeit ihren Gefangenen, H. M. Schleyer, einfach erschossen hat. Obwohl, blöder Vergleich – RAF sind ja die anderen, diese Klimakleber – wie der bayerische CSU-Landeslümmel-Gruppenchef Dobrindt salbungsvoll in die Medien geklittert hat. Genützt hätte Dobrindt die Anschleimerei an die Rechten im Ernstfall aber auch nichts, nicht einmal, wenn er sich mit der Zunge ans bayerische Wappen geklebt hätte.

Erste Versuche der Gruppe, Hilfe bei potentiellen Verbündeten im Ausland zu suchen, scheiterten. Trump war weg, die Russen indes kauten noch an der Befreiung der Ukraine und wollten sich nicht schon wieder auf ein unberechenbares Abenteuer einlassen, noch dazu mit einem Verein, der offensichtlich Nato und Nahtod nicht auseinanderhalten kann. In China hat man es gar nicht erst versucht. Nicht zumutbar für einen Reichsbürger, zum Reisbürger mutieren zu müssen.

Die ehemalige AfD-Abgeordnete, Birgit Malsack-Winkemann, bereits der Name klingt wie die Parodie eines mittelmäßigen Schülerkabaretts, ist neben Prinz Heinrich Nr. 13 die Rädelsführerin der kriminellen Vereinigung und weil sie (bis kurz nach ihrer Verhaftung) eine Berliner Richterin war, sollte sie als Justizministerin fungieren. Mit dem Revolver in der Hand mahlen die Mühlen der Justiz erheblich schneller. Jedenfalls erlaubt die Satzung der Gruppe, dass beim Umsturz Tote hingenommen werden müssen.

Kurioserweise hat Gesundheitsminister Lauterbach just einen Tag vor der Razzia selber eine Revolution angekündigt. Aber halt nur im Gesundheitswesen. Und die wird nicht zerschossen, sondern zerredet.

Beschäftigt man sich länger mit der Materie dieser kruden Mischung aus Corona-Leugnern, Reichsbürgern, Neo-Nazis, Verschwörungsgläubigen, Esoterik-Schwurbelnden und hirnamputierten Mitläufern, muss man sich die Frage stellen, ob die Wirklichkeit leider anders ist als die Realität und ob man sich vielleicht nicht doch in der Scheibenwelt von Terry Pratchett befindet, jener Erdscheibe, die auf den Rücken von vier Elefanten ruht, welche wiederum auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte Groß-A’Tuin stehen.

Das wird man sich doch noch fragen dürfen!