.... Es ist früher Nachmittag. Ein stiller Waldweg umarmt uns. Plötzlich: Ein mächtiger Böller. Der Hund zuckt zusammen. Noch ein Böller. Der Hund wird panisch. Der dritte Böller. Der Hund pisst nicht, er kackt nicht. Er dreht durch und zerrt mich zum sicheren Nachhause.
Da hockt er dann, von nicht enden wollendem Zittern geschüttelt, hinter dem Sofa. Die Kracherei zieht sich vom Nachmittag über Mitternacht bis zum nächsten Abend!

In mir steigen Gewaltphantasien auf: Ich stelle mir vor, wie ich wutentbrannt mein Passwort ins Facebookkonto hacke, wie ich meine Empörung, nein: meine blanke Wut diesen hirnverbrannten Iditoten entgegenschleudere, die eineinhalb Tage lang mit ihren Scheißkrachern den Hund und uns in ein Böllertrauma treiben.

Ich stelle mir vor, wie mein Hasspost weitere Hassposts gebiert: Von Böllerschmeißern, die besorgte Hundehalter für blöd erklären, von anderen Hundehaltern, die Böllerschmeißern kiloschwere Furunkel an empfindliche Körperteile wünschen - und ich stelle mir vor, wie das munter so weiter geht, bis die gegenseitigen Hasstiraden derart irre Datenmengen produzieren, dass die Facebookserver in die Knie gehen und sich mit gigantischen Implosionen aus dieser Welt verabschieden.

Ich stelle mir vor, wie es dann zu einer Kettenreaktion kommt, wie sich auch Instagram und Twitter und TikTok und wie sie alle heißen mögen in ein digitales Nichts auflösen. Und wie Abermillionen Hassposter, die nicht mehr wissen, wohin mit ihren Hirnkrämpfen, heulend vor ihren Computern sitzen.

Ja, so stelle ich mir ein wirklich schönes neues Jahr vor.