Wien Impressionen 2

„Wien bleibt Wien - und das ist wohl das Schlimmste, was man über diese Stadt sagen kann.“
Alfred Polgar


Aber das stimmt eben nicht mehr in jedem Falle. Bei den Wiener-Themenführungen in der Altstadt wurden wir vor dem „Wiener Grant“ gewarnt. Insbesondere vor Kellner, die stets mürrisch sind und jeden auflaufen lassen, der unfähig ist, aus der Vielzahl der angebotenen Kaffeesorten eine auszuwählen und nur einen „Kaffee“ bestellt. Da werden sie unfreundlich, mürrisch und sehr, sehr langsam. Das haben wir allerdings nicht erlebt. Gut, wir wissen, wie man in Wien Kaffee bestellt, aber auch die "Kaffee to go"-versauten Ignoranten wurden nicht schlecht behandelt.
Das liegt nicht nur daran, dass der traditionelle Ober Franz nur noch selten anzutreffen ist und die Kräfte aus dem Osten immer mehr werden, nein, auch Bedienstete mit unverkennbaren Wiener Dialekt erwiesen sich generell als freundlich und zuvorkommend, ohne dabei gekünstelt oder unauthentisch zu wirken.

Noch 30 Jahre zuvor hatte mich meine Gattin im Cafe Landmann abgesetzt, um sich in Ruhe in einigen Läden umschauen zu können. Die Ruhe gönnte ich ihr. Ich hatte sie übrigens auch. Der Ober im Landmann war rastlos, eilte hin, eilte her, brachte aber schlichtweg nichts zuwege. Wenn ich mich recht erinnere, hat er einmal mit dem Kopf genickt, als ich so ca. nach 30 Minuten die Hand hob. Eine weitere Zuwendung fand nicht statt. Der Mann lief, solange ich zugegen war, gut 5 km und konnte doch nur 30% seines Terrains halbwegs zufrieden stellen.
Keine 90 Minuten später betrat meine Frau das Cafe und fragte, ob ich schon bezahlt hätte. Ich erwiderte, ich sei noch bei der Bestellung und forderte sie auf, selbst zu versuchen, um Kaffee zu bitten. Das tat sie dann auch, weitaus energischer als ich, aber ebenso erfolglos. Nach weiteren 30 Minuten sind wir gegangen. Fazit: 3 Zeitungen gelesen, ein Toilettengang, alles auf Kosten des Cafes.

Besucht man heute die kleine Filiale eines Konditoreibetriebs, hat man es mit einem Ober zu tun, der den Kaffee aus der Maschine lässt, serviert, nebenbei noch die Laufkundschaft bedient und auf die Frage, ob er das alles tatsächlich im Alleingang schaffen kann, vollkommen in sich ruhend mit einem lapidaren „Ja“ beantwortet. Gemundet hat es übrigens auch noch.


Was sich nicht verändert hat in Wien, ist die rührige Kabarettszene.



Derzeit mischen der Investigativjournalist Michael Nikbakhsh und der Satiriker Klaus Oppitz die Szene auf. Sie sezieren mit großer Eleganz Politikerreden, Zitate und offenkundige Manipulationen diverser Politgrößen. Der Klassiker ist dabei, gut bezahlte Inserate einer Partei dankbar zu drucken und zum Ausgleich Politiker im Mäntelchen eines redaktionellen Beitrags Wahlwerbung machen zu lassen. Nikbakhsh und Oppiz spotten mit einer Freude und so punktgenau, dass man sich fragen muss, wie ihre "Opfer" sich jemals wieder auf die Straße trauen können.
Aber natürlich können sie das, gemäß dem Programmtitel:

„Weil's schon wurscht ist“.


Dieses Motto trifft die resignative politische Stimmung, die derzeit in Österreich herrscht, so gut, dass es sich längst in andere Bereiche fortgepflanzt hat.




Das hätte ursprünglich ein Bringservice werden sollen.

WIRD FORTGESETZT



So geht alles weiter seinen Gang.
Die Regierung bleibt – vorerst – im Amt und auch wir halten es mit dem Abfallbehälter und kommen wieder.