Weißwurstschach
Schlaglichter eines bayerischen Rücktritts
Am 25. Februar trat Stephan Mayer aus Altötting sein neues Amt als bayerischer Generalsekretär an. Letzte Woche trat er wieder ab.
Eine „Super-Wahl“ habe er getroffen, so Söder vor Journalisten. Das war am 25. Februar.
Söder (denkt): „So eine Blamage!“ Das war am 3. Mai.
Was waren die Gründe? Es waren „persönliche Gründe“ (Mayer). Es waren „gesundheitliche Gründe“ (auch Mayer).
Und die Ursache? Kleiner Scherz unter Partei“freunden"? Das hat schon lange Tradition in der CSU. Stoiber hat seinerzeit höchst erfolgreich eine außereheliche Affäre gegen Waigel an die Presse getragen, um dessen Bewerbung um den Parteivorsitz zu torpedieren. Und wer war eigentlich der Schlingel, der das Vorhandensein eines unehelichen Kindes von Horst Seehofer an die Presse gab? Damals, als ein ungeduldiger CSU-Mann Ministerpräsident anstelle des Ministerpräsidenten werden wollte...
Man weiß es nicht. Aber man kann es ahnen.
„Dem Katholik, dem Katholik, dem bricht das Fremdgeh'n das Genick.“ Spottvers der bayerischen Opposition.
Die BUNTE aus dem Hause BURDA, vom Kabarettisten Dieter Hildebrandt bereits vor Jahren so trefflich als „Burdapest“ charakterisiert, hat sehr schnell herausgefunden, dass es im Privatleben von Generalsekretär Mayer Ungereimtheiten gibt.
Söder (denkt):" Herausgefunden? Wer war die Sau? Wer hat das BURDA gesteckt? Und warum? Hat da wer mit Mayer eine alte Rechnung offen? Oder steckt da was ganz anderes dahinter? "
„Ha! Jetzt werst grichtsmassig!“ Aus einem alten Komödienstadl.
Vom Reporter der BUNTEN mit den Anschuldigungen konfrontiert, fehlt Mayer zwar die Beherrschung, aber zumindest fehlen ihm nicht die Worte. „Sie haben mein Leben zerstört,, ich werde Sie vernichten...ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich werde den Burda-Verlag verklagen und zerstören.“
Glück für Reporter und Verlag, dass Altötting nicht in Sizilien liegt.
Selbstkritisch merkt Mayer an, er habe in einem Gespräch mit dem Redakteur „eine Wortwahl verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde.“
Schade eigentlich. Einer Presse, der es nicht darum geht, was in der Politik falsch oder richtig läuft, sondern sich lediglich auf das Privatleben stürzt, gehört verklagt und zerstört. Jedenfalls in einer halbwegs aufgeklärten Gesellschaft.
„Wer behauptet, ich wäre ein Prozesshansel, den klage ich in Grund und Boden.“ Friedensreich G. (Name vom Autor aus Sicherheitsgründen geändert), CSU-Landtagsabgeordneter und Rechtsanwalt.
Aber Mayer wäre nicht von der CSU, hätte er nicht auch Geld ins Spiel gebracht und 200 000 Euro Schmerzensgeld für die unbotmäßige Berichterstattung verlangt. Damit wäre der Unterhalt fürs Kind erst einmal gesichert. Mit Maskendealereien ist ja nichts mehr zu verdienen.
„Wenn der eine geht, kommt der nächste.“ CSU-Ortsverein Hinterbiselbach.
Am Dienstag ging Stephan Mayer. Am Freitag kam Martin Huber, 44, Landtagsabgeordneter.
Söder (denkt):" So, jetzt ist hoffentlich Ruhe im Karton."
Söder (spricht): „Keine leichte Woche für die Partei, aber auch für mich ganz persönlich. Wir schauen nach vorne.“
In der Tat. Da werd' er schaun, der Söder. Denn keine 48 Stunden später moniert ein Plagiatsjäger die Doktorarbeit von Martin Huber.
Vorne ist nämlich immer da, wo sich der neue Skandal abzeichnet.
- 08.05.2022