SUV-SUPER-Sicherheit
( der noch nicht abgeschlossene Kurzroman)
Als sie diesen Zettel an der Windschutzscheibe ihres SUVs vorfand, war Kerstin V. verletzt und empört: zu viel Platz beanspruche sie, bedrohe Fußgänger, verschmutze die Luft? Dabei hatte sie doch ihr Mittelklassecoupe nur gegen so ein Vehikel getauscht, weil sie sich als Frau im Straßenverkehr zwischen all den unberechenbaren Kleinwagenflitzern und aggressiven Radlern sicherer fühlen wollte – war das etwa vom feministischen Standpunkt aus zu verurteilen?

Aber dann erklärte ihr eine alte Freundin, wenn ein SUV einen Kleinwagen platt mache, würde das mutmaßlich das Ende nicht nur des Autos sondern auch von dessen Insassen bedeuten, während der SUV-Fahrer mit einer Gehirnerschütterung und Blechschaden davon käme. Das machte sie nachdenklich. Die meisten Leute in ihrem Viertel hatten diese großen SUVs, während sie selbst nur eine relativ kleine Version fuhr – wie stand es da nun wirklich mit ihrer Sicherheit?

Nach einer schlaflosen Nacht verkaufte sie den kleinen SUV, um das neueste, noch etwas voluminösere Modell mit erweiterten Sicherheitszonen zu erwerben.
Danach fühlte sie sich in ihrer extra gehärteten Stahlrüstung wieder geschützt vor den mit etwas weniger Blech umhüllten Boliden ihrer Nachbarn.

Etwas später erzählte ihr eine andere Freundin, es sei jetzt ein noch größeres und stärker schützendes Modell auf den Markt gekommen, und das sogar als Elektroauto mit veganer Innenausstattung! Und das Beste: die Regierung zahle bei Unfällen mit diesem E-Mobil, auch bei solchen mit Personenschaden auf der Gegnerseite, bis zu 6000€ Schadensersatz.
Das erwies sich zwar als Irrtum der immer schon etwas chaotischen Freundin, aber Kerstin V. erwarb sich, nach einem Blick auf ihre Immobilieneinkünfte, trotzdem dieses zukunftsfähige Modell, denn die Kaufprämie war ja auch nicht zu verachten. Und jetzt sollten diese Umweltschützer noch einmal wagen, sie als Luftverschmutzerin zu beschimpfen!
Mit ihrem neuen starken schwarz glänzenden Beschützer und Umweltretter vor der Türe, schlief sie wieder ruhig.

Bis zu dem Morgen, als sie von einem merkwürdigen Geräusch geweckt wurde. So etwas hatte sie kürzlich in einem Kriegsfilm gehört, es klang wie das Rasseln von Panzerketten auf dem Asphalt .
Und dann entdeckte sie auf dem mittlerweile aufs Dreifache vergrößerten Carport des Nachbarn dieses tarnfarbene Modell Marke Leopard….