Südtirol Impressionen 3

Das Missverhältnis zwischen Schweinestall und Speckladen war ja schon immer eklatant. Die paar Schweine, die uns auf den Wanderungen begegneten, sind, so wurde uns versichert, rein für den Eigenbedarf reserviert.
Wie soll es auch anders sein? Für den schönen „Original Südtiroler Speck“ in den Läden werden noch immer holländische Zuchtschweine mittels LKW-Flotten ins schöne Südtirol verfrachtet, wo die Einzelteile schön geräuchert, eingeschweißt und mit Etiketten versehen werden, auf denen man die reizvolle zentralalpine Landschaft sieht. Oder zumindest ein gezeichnetes Grinseschwein, von dem man nicht weiß, ob es masochistisch ist, wenn es stolz seine eigenen Leichenteile anpreist oder zynisch, weil sich der Konsument so leicht verarschen lässt.


Man kann natürlich auch in Südtirol den „Original Parmaschinken“ erstehen, der in seinem früheren Leben eventuell im gleichen holländischen Stall sein trauriges Dasein gefristet hat, wie sein niederländisch-alpines Gegenstück.
Na dann, nichts wie rein in den Laden und eine Ladung Shop-Speck im Speck-Shop gekauft.

Verspeist wird der Speck dann abends und zwar mit Schüttelbrot, reichlich Käse, sowie einer dekorativen Essiggurke und Tomate. Das nennt sich dann Marende und die geht direkt auf die Lende.

Wenn die Wanderung am nächsten Morgen mit der Wampe also beschwerlicher verläuft als angenommen, dann wird einem klar, dass es doch ein zynisches Grinsen vom lachenden Schwein auf der Speckpackung gewesen sein muss. Berg heul!