Die Empörung ist wieder mal groß:

Elon Musk stellt eine Konkurrenz zur Informationsquelle Wikipedia online. Die Neue nennt sich Grokipedia und wird wohl erst mal aus (leider legal!) heruntergeklauten Beiträgen von Wikipedia bestehen, aus denen anstößige Details entfernt wurden, anstößig vor allem für die Köpfe der MAGA-Bande und ihre gerne vergessenen Entgleisungen. Und das Geklaute zurechtkauen soll dann der gefräßige Plapperkäfer von Traal, nein, natürlich die hauseigene künstliche Intelligenz Grok.
Dazu lese ich in der SZ „Den Namen hat Musk aus dem Science-Fiction-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ übernommen, in dem Grok der allwissende Computer ist.“
Tut mir leid, mein Qualitätsmedium, aber nicht Douglas Adams sondern Robert A. Heinlein mit seinem Roman „Fremder in einer fremden Welt“ wurde hier zweckentfremdet. Denn sogar Musk selber und noch ein paar ältere Computer-Nerds wissen, dass Grok ein Wort aus der Sprache der Marsianer ist, das in Übersetzungen Verschiedenes bedeuten kann, unter Anderem „Gott sein“. Was ja zu dem Schöpfer des Neuen Grokhaus gut passen würde.
Aber was hat das mit diesem genial verrückten satirischen Werk von Douglas Adams zu tun? In einem Wikipedia-Eintrag erfahre ich: „Entwickler des Programms geben an, Grok orientiere sich an „Per Anhalter durch die Galaxis“, und könne deshalb “mit Humor und einer rebellischen Ader antworten.“
Äh, wie bitte? Die Computer bei Adams sind samt und sonders ziemlich fragwürdige Konstruktionen, die offenbar nicht alle Platinen im Gehäuse haben.
Sie drängen dem wehrlosen Benutzer bis zum Wahnsinn Dienstleistungen auf, die er weder verlangt noch braucht. Die Schaltkreise von Eddie, dem Bordcomputer sind so mit der Frage „Warum trinken Menschen heißes Wasser mit getrockneten Blättern ( Tee!)“ beschäftigt, dass er dabei das Raumschiff manövrierunfähig macht. Und der legendäre Super-Computer „Deep Thought“ hat an der Beantwortung der Frage nach dem Sinn des Lebens siebeneinhalb Millionen Jahre gearbeitet, und seine Antwort ist dann: 42!
Wenn, wie Wikipedia berichtet, Musk und seine Entwicklungswichtel sich tatsächlich mit Adams und seinem Roman beschäftigten, haben sie ihn jedenfalls gründlich missverstanden. Wer braucht schon eine KI, die sich an solchen Computer-Vorbildern orientiert, die einem überflüssige Dienstleistungen aufdrängen und -
Ein plötzlicher Verdacht – vielleicht war es von seiten der Muskianer gar kein Missverständnis, sondern eine Form von Humor, den nur Computergehirne entwickeln und verstehen können?

Egal – als begeisterte Leserin und vor allem Hörerin der wunderbaren Radio-Serie nach dem Buch empöre ich mich hier über den Missbrauch der originellen Schöpfung eines Menschenhirns, Marvin, der depressive Roboter, Vogonische Poesie (die zweitschlechteste in der Galaxis), das kleine pelzige Wesen im Spiralnebel der Beteigeuze und und…

Und bevor sich jetzt endlich Leser oder Leserin des Jammertalboten empört, wieso ich mich wegen einem Stückchen Literatur mehr aufregen kann als über die neue Muskerei, kann ich als Entschuldigung nur sagen: gerade weil dieser Protest im Namen der echten Satire vollkommen nutzlos ist, auch wenn ich gewissen Leuten eine Begegnung mit dem gefräßigen Plapperkäfer von Traal wünschen würde.
Der Grokipedia kann man sich aber als Benutzer verweigern, und wenn Trump der US-Wiki doch noch die Gemeinnützigkeit entzieht, könnte man hier, trotz möglicher Einwände, unser beliebtes Medium der Informationsbeschaffung als das kleinere Übel mit einer Spende unterstützen.