Wie der Name schon andeutet, geht es dabei nicht um die Profis, die ohnehin schon in der Literaturlandschaft abräumen, sondern um eine Berufsgruppe, von der man nicht unbedingt Poesie erwartet. Wir aber glauben: auch im Politiker steckt möglicherweise ein bisher unentdeckter Dichter, und deshalb verleihen wir unseren JaPoLyP diesmal, nein, nicht an Robert Habeck, denn bei ihm verhält es sich ja genau umgekehrt, sondern an den CDU-Politiker und Lobbyisten
Friedrich Merz,
und zwar in der Sparte Haiku.

Zur Erinnerung, da vielleicht einige, aber nicht alle Jammertalbotenlesenden selber dichten:
Das Haiku ist ein reimloses Kurzgedicht, bestehend aus drei Zeilen mit je 5,7,5 Silben. Oft dienen dabei Naturerscheinungen zur Darstellung von Seelenzuständen. Als Wesensmerkmal gilt auch, dass - im Idealfall- sich erst im Erleben der Lesenden das Gedicht vervollständigt.
Oder, mit den Worten von Kennern:

Zit aus:
https://www.haiku-heute.de/das-haiku/


„Mit dem Lesen des Textes sollte das Haiku noch nicht zu Ende sein. Ein Nachhall, etwas Ungesagtes, offen Gelassenes, weiter zu Dichtendes sollte noch bleiben.“

Und hier nun die preisgekrönten Zeilen von Friedrich Merz, vorgetragen am 29.Oktober 2019 bei einem Schlammslam, die unserer Meinung nach all diese Kriterien erfüllen:
Wie ein Nebeltepp
ich leg übers Land seit Jahren
untätig Grotten…
Müssen wir erklären, warum wir dieses Haiku ausgewählt haben? Es zeichnet mit Naturbildern den Seelenzustand eines Menschen, der sich länger vom bunten Treiben ausgeschlossen fühlte, ein bedauernswertes Dasein als Nebeltepp ( eine bemerkenswert kühne aber aussagekräftige Wortschöpfung!) führen musste, sodass er nur ( natürlich symbolische) Grotten übers Land legen konnte.
Der Nachhall im Erleben der Lesenden ist garantiert, diese bleiben verwirrt und werden daran arbeiten müssen, das offen Gelassene weiter zu dichten.
Dabei wird ihnen helfen, dass unser Haiku-Preisträger unüberseh-und hörbar selbst der Vervollständigung seines Gedichts in der Realität arbeitet, leider nur an seiner neuen politischen Karriere. Was wir sehr bedauern: denn mit ihm als feinsinnigen Lyriker wäre das Land sicher glücklicher geworden als mit einem Parteivorsitzenden oder gar Kanzlerkandidaten Friedrich Merz.