1.
Leider wird unser Leser Rudolf auf dieses neueste Produkt aus dem Heimatministerium noch warten müssen, der bajuwarisierte Harry Potter ist noch nicht angelaufen, weder im Kino noch im Biergarten. Warum das so ist, darüber liegen uns unterschiedliche Informationen vor:
dass wegen der vielen anderweitigen Aktivitäten des verantwortlichen Ministers die Arbeit an dem Projekt stagniert,

dass es gerade bei dem genannten Werk bei den Dreharbeiten immer wieder Probleme gegeben habe,

dass z.B. der jugendliche Hauptdarsteller sich als Vegetarier geweigert habe, in der großen Szene des magischen Weißwurst-Wettessens in eine von einem bayerischen Großmetzger gespendete Weißwurst zu beißen, während sein finsterer Kontrahent die alternativ bereit gestellte vegane Tofu-Wurst als "gweißelten Hennadreck" verschmähte. Die folgende, im Drehbuch nicht vorgesehene Rauferei habe dann mit drei leichten Gehirnerschütterungen, fünf ausgeschlagenen Zähnen und elf verlorenen Drehtagen geendet.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die Verzögerung heißt allerdings ganz einfach: die Hitze.

2.
In der letzten Ausgabe haben wir uns mit dem Problem herum geschlagen, ob man Fotos mit erkennbaren Personen, die aber nicht zu den Promis gehören, einfach so ins Netz stellen darf.
Leserin Daniela schreibt uns:
Zu eurer Frage bzgl. Datenschutz bei Fotos und deren Veröffentlichung:
Eine „offizielle/öffentliche“ Antwort (besser gesagt eine verzweifelte) gibt es schon:

https://www.sueddeutsche.de/panorama/kita-geschwaerzte-erinnerung-1.4081077


Daniela weiter:
Man kann sich gut die langen Gesichter vorstellen, als die Eltern und Kinder die Fotomappe voller Vorfreude geöffnet haben....

Dazu der Kommentar einer Anwältin, die auf Datenschutz bei Kindern spezialisiert ist:
'"Im Umgang mit solchen Gesetzen funktioniert tatsächlich noch vieles mit dem gesunden Menschenverstand".

Das ist doch sehr beruhigend. Unser Zeichenkünstler Melchior hat nach Verinnerlichung der Bedenken unserer Bildmeisterin Inga darum gebeten, die Physiognomien der beiden Rückschlag-Titelfiguren schwärzen zu dürfen, es handle sich dabei um Portraitskizzen von Leuten, die er vorher nicht gefragt habe.
Gut, in der Regel erkennen sich die von Melchior Karikierten nie selbst wieder, schreien im Gegenteil entsetzt : "nein, das bin ICH auf gar keinen Fall", aber wir haben die Schwärzung zur Sicherheit trotzdem vorgenommen, wir wollen ja keinen Ärger.

Berichtbestatter Andreas meinte dazu noch:
Wirklich vorausschauend in diesem Punkt war Karl Valentin mit dem Portrait eines Kaminkehrers bei Nacht.


3.
Leserin Ruth ist Hundefreundin, wie auch die Mehrheit der Jammertalmitarbeiter. Rolf Thym hat seinem Toni ein ganzes Buch gewidmet, Webfee Gaby Pfluger ist unsere Rekordhalterin mit gleich 3 "Fellows". Trotzdem werden wir unsere Interessierten jetzt NICHT mit den entzückenden Bildern und Geschichten von Marina mit Harry, Melchior mit Burgelchen o.ä. beglücken!


Das Foto von Gabys GassiDress, nicht mehr ganz neu aber mit vielen praktischen Taschen, steht hier aus gutem Grund. Leserin Ruth konnte uns zwar zu unserer Frage nach dem Datenschutz bei Haustierfotos auch nicht weiter helfen, aber was sie kürzlich in ihrer frisch gestylten Lieblings-Fachzeitschrift ( über Hunde natürlich ) entdeckt und gleich satirisch kommentiert hat, wollten wir anderen Interessierten nicht vorenthalten:
"Hunde sind heute Freund, Beschützer, Aktivpartner, oft gleichwertiges Familienmitglied und nicht zuletzt Statussymbol. DOGS ist das Lifestyle-Premium-Magazin aus den Bereichen Verhalten, Erziehung, Gesundheit, Psychologie, Forschung, Zucht, Tierschutz und Recht."
(Aus dem von Gruner und Jahr erstellten Profil der Zeitschrift DOGS)

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Jedes Medium braucht nach einigen Jahren einen Relaunch, um am Puls der Zeit zu bleiben und neuen Geschmäckern eine Heimat zu bieten.
Den Unterschied zwischen modernen Geschmack und plumper Anbiederung zu treffen, das ist die Kunst guter Redakteure.
Nun lese ich das runderneuerte DOGS, der Zeitschrift, die sich um Hunde und ihre Halter/innen dreht, vermisse einige Rubriken, freue mich aber auch über neue - und dann stoße ich auf:
Sechs Seiten Styling-musthaves für die Hundefrau von heute. Eine Werbebeilage vermutend, will ich den Störenfried herausschütteln. Hoffnungslos! Eine „charta non grata“, ein Angriff auf die Intelligenz in meiner Zeitschrift. Ich gucke im Editorial, ob mir die Fusion mit der BRIGITTE entgangen ist. Nein, die meinen das wirklich ernst. Ich begucke die zehn Zentimeter Slingsandalette, praktisch nichts am Fuß, die silbrige Pomanschette in Größe 32, die transparente Rüschenbluse mit extra Schluppe, nicht zu verwechseln mit der fadendünnen rosaroten Hundeleine. Und mit Staunen sehe ich, wie bei alledem noch ein luftiges Lackhandtäschchen am anderen Händchen, ebenfalls Größe 32, baumelt.

Ich jedenfalls bin keine in Tarnkleidung gezwängte maskulin anmutende Hundedompteurin mit 20 Kilo Übergewicht und blondiertem Bürstenhaarschnitt. Mich zieren keine Tätowierungen an noch so exponierter Stelle, keine Nasen- und sonstwas-Piercings, keine Knobelbecher plumpen die Füße und kein Dödel-Schirm-Käppi macht mich zum Eierkopp. Kurzum, ich bin Frau, sehr gerne, aber mit vier Hunden! Und schon beim ersten geliebten mittelgroßen Mischlingsvierbeiner vor 13 Jahren, liebe Damen der Redaktion, (die Männerriege hätte wohl eher sechs Seiten aus der „Auto-Motor-Sport“ reingeschmuggelt), hatte ich ganz schnell gemerkt, dass Absätze ab drei Zentimeter, edle Stoffe sowie Eiscremefarben jedwedes Stöckchenspiel und jeden Waldspaziergang zur Lachnummer werden lassen. Und nur der Hund dabei eine gute Figur abgibt, sofern er sich nicht vor Scham übers Frauchen mit Wolfsgeheul im nächstbesten Fuchsloch verkriecht.
Echte Hundefrauchen mit Herz und Verstand sind praktisch. Schön praktisch! Also schön und praktisch. In uns vereint sich die unkompliziert natürliche Schönheit einer „Olivia Walton“ mit der wilden Weiblichkeit von Katherine Hepburn in „African Queen“. Wir versprühen in Jeans und (durchaus hübschen) T-Shirts mehr Charme als Chanel No 5 es je vermocht hat. Und wir tragen keine in quietschbuntes Bonbonpapier getüteten Leckerlis in der Clutch spazieren, bei deren hektisch nervösem Ausfummeln mit spitzen Fingern frisch vom Nagelstudio Hund sich unangenehm an Cruella aus „1001 Dalmatiner“ erinnert und Reißaus nimmt, oder gleich den nächsten Bus ins Tierasyl. Nur gut, dass bei den „schönen Mädschen“ von Seite 92-101 in solchen Situationen sowohl Permanent Make-Up als auch Drei-Wetter-Taft die nötige Contenance sorgen. Das Haar hält, auch wenn der Hund Depressionen bekommt.

Jetzt wissen wir also, wie bei DOGS die Hundehalterin von heute aussieht. Wie sie sich die von morgen vorstellen, will ich gar nicht wissen.

Oder, wie ein Terrier mit Blick auf sein Frauchen zu einem anderen Terrier sagte: „die tut nichts, die will nur aussehen“.


Danke, liebe Leserin Ruth, für diesen Beitrag zu Lifestyle am anderen Ende der Leine.

Aber es geht leider noch schlimmer, an beiden Enden der Leine - unser Blick in die spezielle Abteilung eines Fachgeschäfts in Brighton zeigt es:
denn diese entzückenden bonbonfarbenen Kleidchen bis ca.Größe 32 sind keineswegs für Frauchen nach dem Geschmack der neuen DOGS bestimmt, sondern für die armen Hunde selbst.