Frau.: (lauscht)
Aha! Die Melanie hat gestern "Oma" gesagt, zum ersten Mal.“
Mann.:(ebenso)
Der Glatzkopf hat gerade erzählt: „die neue Hüfte wird nachoperiert, zum zweiten Mal.“
F.:
Oh je.„Die Gebärmutter hat raus müssen - Myome groß wie Tennisbälle.“
M.:
„Und er hat gerade wieder das Seniorenmatch gewonnen, obwohl er der Älteste ist.“
F.:
„Der Flori hat seinen Kinderpunsch in den Flügel geschüttet und der Opa hats mit dem Handy gefilmt.“
M.:
„Der Großneffe ist jetzt stellvertretender Schatzmeister bei der Jungen Union.“
F.:
„Weil alle so haben lachen müssen, hat der Opa das Video ins Netz gestellt - am ersten Tag schon 270 mal geliked.“
M.:
„Der künstliche Ausgang macht dem Franz schon wieder Probleme.“
F.:
„Melanie hat ihr A-ah an die Wand geschmiert, das aber sowas von künstlerisch begabt,.“
M.
„Die Weißwürscht vom Pfaller sind besser als die vom Heger.“
F.:
„Die Großeltern lassen das A-ah an der Wand, denn die Melanie wird bestimmt eine bekannte Aktionskünstlerin und.“..( unterbricht sich) Oh, wie schade, die Großmütter wollen zahlen und gehen!
M.:
Was? Dabei haben sich die Damen noch gar nicht von den akuten zu den chronischen Leiden vorgearbeitet!
F.:
Irgendwie missfällt es mir, wenn der Hintergrund, vor dem wir uns abheben wollen, so weg bricht.
M.:
Wir haben ja rechter Hand noch den Rentnerstammtisch.
F.:
Und, was hört man da?
( beide lauschen jetzt in die gleiche Richtung )
M.:
Man zelebriert dort gerade die Großtaten seiner besten Jahre. (lauscht)
Die Weihnachtsfeiern im Betrieb, der Dienst bei den Gebirgsschützen, die Sauftouren in den Studentenkneipen…“. ( lauscht wieder) Das Mofa frisiert, die verbotene Rennstrecke, aber man hat uns nie erwischt ( kopfschüttelnd) jetzt ist man schon beim Furzkissen für das Fräulein Lehrerin angelangt...
F.:
Und, geht´s noch weiter zurück? Ich hör nichts.
M.:
Ich schon, aber ich kann nichts mehr verstehen. Jetzt lallen und brabbeln sie nur noch.

(Schweigen)
M.:
Woran erkennt man Greisengespräche, auch wenn es gerade nicht um Krankheiten oder Enkel geht?
F.:
Sie stehen immer in der Vergangenheit - Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt.
M.:
Und was werden WIR jetzt machen?
F.:
Erst mal werden wir den Putzplan neu diskutieren. Dieter hat sich schon wieder gedrückt.
M.:
Dann werden wir den Bus zur Menschenkette am Samstag organisieren.
F.:
Und morgen werden wir uns an der Mensa treffen, zur Demo gegen die Notstandsgesetze.
M.:
Und übermorgen werden wir dem Ministerpräsidenten seine Wahlkampfrede versauen.
F.:
Ich werde gleich die Puddingbeutel zum Werfen vorbereiten.
M.:
Welche Geschmacksrichtung?
F.:
Schokolade natürlich!
M.:
Ja, Schwarzbraun passt am besten zu dem alten Nazi-Richter.
F.:
Und dann werden wir den besten schwarzen Afghanen rauchen!
M.:
Und wir werden schwarz fahren! Stundenlang!
F.:
Psst! Nebenan schwätzt ein Burschi interessante Sachen in sein Handy! Irgendwas von Planung strafbarer Handlungen ..(lauscht angestrengt). linksextremistische Umtriebe...
M.:
Was? Hier in unserem Café? Warum wissen wir nichts davon? Ja wo sind sie denn, die Linken, verstecken sich unterm Tisch?
F.:
Schh! Ich glaub, der meint uns.
M.:
( schaut zum Fenster des Cafes) Guck mal, da hält ein Wagen direkt vor der Eingangstür.
F.:
Frechheit! Und das in der Fußgängerzone! Mit Flackerlicht!
M.:
Etwa schon die Bullen?
F.:
Du, das ist keine Bullenwanne. Männer in Weiß. Beruhigungsspritzen und Bahren. Ein Krankenwagen.
M.:
Ich bin aber nicht krank!
F.:
Das ist eine subjektive Sichtweise, die von der Allgemeinheit nicht unbedingt geteilt wird.
( schauen sich an )
M.:
Wir nehmen den Hinterausgang.