Radio-Medienanalyse

Ein abgeschlossenes Kurzdrama

Senderchef:

Schauen Sie sich diese Zahlen an, Müller. Ich frage mich ernsthaft, warum wir uns Sie als Marketingchef leisten, wenn unser schöner Sender trotzdem so den Bach ´runtergeht.
Jetzt werden die Werbegelder noch weiter zurückgehen...

Müller:

Bis jetzt ist es uns immer noch gelungen, die Zahlen positiv zu verkaufen.

Senderchef:

Wie, zum Teufel, wollen Sie den erneuten Hörerschwund von 20 Prozent positiv verkaufen?

Müller:

Durch positive Sichtweise.

Senderchef:

Bitte?

Müller:

Schauen Sie, mein Großonkel sitzt im Rollstuhl, ist halb blind und hat Gedächtnislücken. Dem habe ich, als ich ihn neulich besucht habe, unseren Sender eingestellt und die Fernbedienung versteckt. Er ist jetzt also ein Dauerhörer von uns.

Senderchef:

EINEN Hörer haben wir also sicher! Vielen Dank auch. Haben Sie noch mehr im Rollstuhl sitzende, halb blinde Großonkel mit Gedächtnislücken in unserem Sendegebiet zu bieten?

Müller:

Ich denke, es gibt keinen Zweiten.

Senderchef:

Wollen Sie mich ver....

Müller:

Also können wir ein Statement an die Medien geben, dass wir, trotz eines kleinen Rückgangs der Gesamthörerschaft, in bestimmten Hörersegmenten einen Zuwachs von sage und schreibe 100 Prozent vorweisen können. Und das ist nicht einmal gelogen.

Senderchef:

Das....das...ist genial! Sie sind ein Genie, Müller.

Müller:

Nein, ich bin Marketingchef.