Star Trek Wissing


Die re:publica ist das Festival für die digitale Gesellschaft, jedenfalls nach deren Selbstvorstellung.

Verkehrsminister Wissing (FDP) hielt dort in Berlin eine 15 Minuten lange Rede, in der er sich bis in die Welt von Star Trek beamte.

Man kann sich zwar fragen, ob es mit einer Föderation nicht bergab gehen muss, wenn sie einen Ferengi zum Verkehrsminister macht, aber man muss schon froh sein, dass der aus der Art gefallene Bayoraner Söder dem Konstrukt nicht vorsteht.

Wissing spart nicht mit deutlichen Worten:

„Die Meinungsfreiheit muss jederzeit gewahrt werden, auch kritische Stimmen müssen gehört werden.“

Als ob es darum ginge! Das Problem liegt ja darin, dass Meinungsfreiheit mit dem Recht auf Desinformation verwechselt wird.
Weiter: Kinderpornografie und Hetze muss bekämpft werden, Chatprotokolle mitlesen ist nur was für totalitäre Systeme; über Amerikas NSA, die alles mitliest, was ihnen in den Bildschirm kommt, wird tunlichst geschwiegen.

Ach, das kennen wir doch alles längst bis zum Überdruss. Oder?

Nein, denn nach 4 Minuten, also mit geschätzt 8facher Warp-Geschwindigkeit ist Wissing bei Captain Picard gelandet:

„Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“ - "Sie wissen, wer das gesagt hat. Es war Captain Picard."

Der Beifall kam zögernd und war sehr endenwollend.

Dabei hätte Jean-Luc Picard jede Menge kluger Ratschläge für den Verkehrsminister parat, der ein Tempolimit unter anderem mit dem Argument ablehnt, es gäbe zu wenig passende Verkehrsschilder.

„Dinge sind nur unmöglich, bis sie es nicht sind.“
Nun ja. Das muss er aber erst einmal dem Lindner erklären.

„Es gab eine Zeit, in der Sie in die Sterne geschaut und davon geträumt haben, was sein könnte.“
Doch dann flossen die ersten Parteispenden, und was fortan sein konnte, bestimmten die Geldgeber.

„Es gibt Zeiten, Sir, in denen Menschen guten Gewissens nicht blind Befehle befolgen können.“
Und doch sind die Lobbyisten wichtiger als das gute Gewissen.

Folgendes kann sich Wissing dann noch hinter die Öhrchen schreiben, wenn die FDP am Ende der Legislaturperiode mal wieder aus dem Bundestag fliegt:
„Wenn wir verdammt werden, lasst uns für das verdammt sein, was wir wirklich sind.“

Und wenn das Milliardengeschenk für die Ölindustrie namens Tankrabatt schöngeredet und die Zusatzbesteuerung auf Kriegsgewinne abgewehrt wird, alles angeblich zum Besten von Staat und Volk, dann hat Admiral a. D. Picard noch folgenden Spruch bereit:

„Schurken, die ihren Schnurrbart zwirbeln, sind leicht zu erkennen. Diejenigen, die sich in gute Taten kleiden, sind gut getarnt.“

Na dann - ENERGIE!