Im Schatten der Weihnachtsgans
oder
Was ist eigentlich der Schröder für einer?

„Mea culpa ist nicht mein Ding.“ So das Glaubensbekenntnis von Exkanzler Gerhard Schröder.
Charakter auch nicht, wie man mit Fug und Recht behaupten kann. Rechthaber/innen gibt es viele, aber dass jemand derart stolz ist auf seinen Altersstarrsinn, das hat schon eine zusätzliche Qualität.

Derzeit verklagt der formal noch immer Sozialdemokrat genannte Schröder die Regierung. Die hat ihm böswillig sein Büro genommen. Wobei er dort zumeist durch Abwesenheit glänzte; so ziemlich der einzige Glanz, der dem 78jährigen noch geblieben ist. Seine Mitarbeiter sind längst getürmt, nur alle paar Tage kommt noch die Putzfrau vorbei, um die Spinnweben zu beseitigen.

Trotzdem klagt er. Warum eigentlich? Weil er es kann. Und weil es ihm zusteht. Basta! Was ist, wenn in Rußland in nächster Zeit das Regime wechselt und er in Moskau dann so unwillkommen ist wie jetzt schon Zuhause?
Dann bleibt ja nur noch das Büro in Berlin als Austragshäuschen, um von Zeit zu Zeit der Gattin zu entfleuchen. Denn noch einmal eine Jüngere, das wird zu anstrengend – man ist ja kein Berlusconi! Bleibt also nur der Klageweg für einen angemessenen Ruhesitz im Altkanzlerbüro.

Da haben sie sich aber entsetzt, die Alt- Mittel- und Jungsozis. Und die Gazetten sämtlicher Färbungen, alle waren sie außer sich. Hat der Mann so etwas nötig? Kann sich der Uraltkanzler denn keine Villa im Tessin leisten? Die würde ihm heutzutage sicher auch keiner wegnehmen.

Verwundern konnte so ein Gebaren nur Menschen, die Schröders Weihnachtsgans nicht kannten. Die hätte zu Lebzeiten ein Liedchen davon schnattern können, dass kleinkariertes Handeln und Großkotzigkeit gerne Hand in Hand gehen.

Doretta hieß das Federvieh mit eigenem Wikipedia-Eintrag. Aber selbst Wikipedia weiß nicht alles und überlässt dem Leser, ob es die Entscheidung vom Töchterlein der damaligen Schrödergattin Köpf war oder ein Einfall der BILD-Zeitung, eine Begnadigung der Schröderschen Weihnachtsgans zu fordern. Man kannte ja so ein Gebaren bereits vom großen Bill Clinton, der auch schon einmal einen Puter medienwirksam den Gnadenmais fressen ließ, anstatt das Tier seiner natürlichen Bestimmung zuzuführen, nämlich verknuspert zu werden.

Und so entging auch Doretta dem Schröderschen Herd. Das brachte der Regierung endlich mal wieder positive Schlagzeilen und erfreute auch die veganen Grünen, die dafür den Hartz-IV-Gesetzen zustimmten. Die großherzige Geste der gänslichen Lebensverlängerung bezahlte Schröder auch noch aus eigener Brieftasche und Doretta wurde dorthin zurückgebracht, woher sie gekommen war, zu einem ökologisch geführten Hof in Brandenburg.

Allerdings nicht für lange. Als Schröder 2005 seine Kanzlerschaft einbüßte, war es auch mit dem Mitgefühl für Doretta vorbei und bereits wenige Wochen nach der verpatzten Wahl las man in den Zeitungen die kurze Meldung, Schröder habe die Zahlungen fürs Weiterleben von Doretta eingestellt.
Als statt Marketing und Medienberichten nun also Mitgefühl und Tierliebe gefordert war, entblößte sich der Charakter des Mannes, der sieben Jahre lang die Richtlinien der Politik bestimmt hat in seiner deutlichsten Form: Geltungssucht, Verlogenheit und Geiz.
Ein Mann dieses Schlags kann nicht nur auf den Erhalt seines Büros klagen, er muss. Wenn schon Versager in den Geschichtsbüchern, dann wenigstens formaljuristisch im Recht sein und fürs blanke Nichtstun monatlich Steuergelder kassieren, mit denen ein Hartz-IV-Empfänger 120 Jahre auskommen muss. Basta!

Die Gans Doretta übrigens, so wurde eines Tages festgestellt, war gar keine Gans, sondern ein Ganter. Also solcher fristete er sein Dasein fortan im Tiergehege eines Seniorenheims, wohin er von einem Verein namens „Leben mit Tieren“ gebracht wurde, bis das Tier selbst zum Senior wurde und schließlich 2009 für immer den Schnabel schloss.