Neulich bekam ich als Kundin eine rührende mail – danke, liebe Bahn AG!

Man tut dort, heißt es, wirklich alles, um das Reisen mit dem Zug wieder zu einer echten Alternative zum Autofahren zu machen, z.B. durch Generalsanierung der am stärksten befahrenen Korridore.

Beginnen soll das naja irgendwann so ab 2024, und ich hoffe, dass meine marode und meistens übervolle Werdenfelsbahn auch als stark befahrener Korridor gilt. Wahrscheinlich aber nicht, weil diese Regionallinie nur jede Stunde fährt (im Prinzip!) und der Ausbau zu einem Halbstundentakt seit fast 20 Jahren gefordert und ignoriert wird.

Aber ich muss nicht verzweifeln, die Bahn bietet, wie ich jetzt auch in der Zeitung lesen kann, (Murnauer Tagblatt 11.8.) diverse Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Reisequalität an: 150 Gästebetreuer:innen wollen mir beim Ein-und Aussteigen und bei der Sitzplatzsuche helfen!

Und vor allem sollen, damit der Kunde besser planen kann, in der Fahrplanauskunft die Umsteigezeiten höher angesetzt werden, also Verspätungen gleich einkalkuliert werden. Dazu wird auch noch ein Herr Petersen vom Vorstand Deutsche Bahn AG zitiert: man wolle nichts versprechen, was man nicht halten könne.


Das ist ein wunderbares Motto und verdient es, auch von Anderen übernommen zu werden.

Durchsage im Flieger:
„Sie hoffen, bei der Ankunft Ihr Gepäck zu bekommen. Wir wollen nichts versprechen, was wir nicht halten können. Unser charmantes Personal verteilt gleich Listen mit den exklusiven Sonderangeboten der Shops im Terminal und ist auch gerne bei Ihrem Einkaufsbummel behilflich, damit Sie nicht ohne Wechselgarderobe in den Urlaub starten müssen!“

Post vom Energielieferanten:
„ Sie erwarten für den kommenden Winter eine zuverlässige Gasversorgung zu bezahlbaren Preisen. Wir wollen nichts versprechen, was wir nicht halten können. Beiliegend finden Sie eine Gratis-DvD mit dynamischen Workouts und tiefenentspannten Yogaübungen zum Mitmachen, damit Sie auch so keine kalten Füße bekommen.“

Und gestern in meinem Stammcafe:
Eine Dame bestellt die Spezialtorte des Hauses, die Bedienung schaut bedenklich.“ Ich weiß nicht, ob das geht, ich glaube, die ist uns ranzig geworden, weil die Kühlung ausgefallen ist. Wir wollen nichts versprechen, was wir nicht halten können. Planen Sie doch einfach mal einen Diättag nur mit unserem Kräutertee. Und meine Kollegin gibt Ihnen gerne noch ein paar Tipps, wie Sie Ihre Adipositas in den Griff kriegen können.“

Leserinnen und Leser, diese Geschichte glaubt ihr nicht? Ich auch nicht. Ein solches Cafe hätte längst pleite gemacht.

Ach ja, und warum ist die Bahn eigentlich in so einem schlechten Zustand? Ganz klar, wir, die Kunden sind dran schuld, weil wir zu viel Zugfahren wollen! Oder wie es in der mail heißt: “Leider kann die derzeitige Schieneninfrastruktur nicht mit dem Verkehrszuwachs mithalten.“

Liebe Bahn AG, ich hab den Wink verstanden und mir den Vorwurf zu Herzen genommen. Ich will deine Not nicht noch vergrößern und fahre jetzt wieder, wo es geht, mit dem Auto.