Dall –E mich doch!

Also ich finde es schon toll, wie professionell Darth Vader, der schwarz kostümierte Bösewicht der Star Wars, den Rasen von Prinzessin Leia mäht. Ich hätte aber auch gerne das Bild, auf dem sie ihm zum Dank einen pangalaktischen Donnergurgler serviert.
Dazu müsste ich nur eine Software ausprobieren, bei der man einen Befehls-Halbsatz in ein Textfeld schreiben kann, um anzugeben, welchen wilden Bildmix man sehen will.

Ein neues Spiel, offenbar nicht nur für netzaffine Kleindenker – der renommierte Autor Clemens .J. Setz beispielsweise ist in der SZ entzückt von den Kreaturen, die das junge Programm Dall-E mini auf Bildwünsche sexuellen und pornografischen Inhalts liefert und die oft aussehen wie Kuscheltier-Ausschussproduktionen.
Bizarr sind wohl die meisten der von Usern verlangten und vom Rechner frisch zusammen gequirlten Bilderwelten. Wen wundert`s - wie in vielen anderen Bereichen sind die Antworten eines System nur so gut wie die gestellten Fragen (wir erinnern uns: der legendäre Computer Deep Thought errechnete auf die Frage nach dem Sinn des Lebens lapidar „43!“)

Intellektuelle haben offenbar nicht das größte Talent im Umgang mit einer verspielten KI - was hat sich die fragende Person denn bei dem Auftrag „Günter Grass als Zeppelin“ gedacht? Dall-E Mini liefert die beiden sauber getrennt, und wer unbedingt „Peter Handke auf der Oscar-Gala“ sehen wollte, bekam eine dumm herumstehende gesichtslose Figur – selber schuld!

Ich hätte ja schon auch ein paar Ideen –„ Darth Vader zeigt Annalena Baerbock seine Bonsai-Zucht“, oder „Batman gibt Söder Flugunterricht“ oder „Captain Picard hält Verkehrsminister Wissing ( siehe Beitrag Diebold 13.6.!) eine Gardinenpredikt“, was bei dem bekannten Wortwörtlichverständnis künstlicher Intelligenzen zu besonders komischen Ergebnissen führen könnte.

Aufgrund des Ansturms von Pseudo-Kreativen ist das Browsertool von Dall-E mini oft überlastet und nicht benutzbar. Was mich nicht stört, denn ich werde keine dieser Anfragen stellen - den Diebstahl besser verwendbarer Zeit kann man hier auch ohne Neigung zu Verschwörungsschwurbel feststellen. Und über den Geschmack seiner Nutzer wird der Betreiber jetzt auch eine Menge erfahren.

Das putzige Dall-E mini, lese ich, ist eine Miniversion eines umfangreicheren KI-Modell, entwickelt von OpenAI, einer Einrichtung zur Erforschung künstlicher Intelligenzen, unter anderem finanziert von Elon Musk und Microsoft. Mit diesem Großrechner lassen sich angeblich täuschend echte FAKE-Fotos von beliebig vielen alternativen Wirklichkeiten erzeugen - also demnächst „Putin zeigt Annalena Baerbock seine Bonsai-Zucht“?

Die dunkle Seite der Macht als quietschbunter Hirnverwirrer, während der Finsterling der alten Schule brav den Rasen mäht? Gruselt es uns da nicht doch ein wenig?



Bildmeisterin Inga schaut mir über die Schulter und möchte an dieser Stelle betont wissen, dass zumindest von ihr unsere LeserInnen nur authentische, unbearbeitete Momentaufnahmen der Wirklichkeit bekommen.

Der Bildinhalt nebenstehend jedenfalls, gesehen in einem Cafe in Klosterlechfeld, wurde von einer natürlichen Intelligenz kreiert.