Adel in Armut

Es gibt sie noch. Jene alte Rubrik namens "Verschiedenes", die trotz ihrer Doppeldeutigkeit noch immer nicht ausgestorben ist. Die Süddeutsche Zeitung lieferte am 8. Oktober wieder einen schönen Beleg, dass althergebrachte Traditionen einfach nicht umzubringen sind:

Echter Adelstitel (Baron, Baltischer Adel) rechtssicher zu erwerben. Nur ernstgemeinte Angebote unter Chiffre …... an die SZ erbeten.

Zu gerne möchte ich mehr dazu in Erfahrung bringen, aber eine Nachfrage beim Herrn Baron käme nicht gut an, da nur ernstgemeinte Angebote erbeten werden. Er muss schon mehr in dieser Richtung erlebt haben. Sonst hätte es diese Formulierung nicht gebraucht. Es bedeutet aber auch, dass diese Anzeige nicht die erste ihrer Art ist.

Der Markt für Adelstitel muss in den letzten 120 Jahren deutlich geschrumpft sein. Klar, heutzutage wäre die Mehrheit lieber von Elon Musk adoptiert als von einem Baron von Zitzewitz. Der Tesla-Boss macht einfach mehr her. Und bei dem stimmt auch die Kohle.

Das tut sie beim Baltischen Adel offenbar längst nicht mehr und nicht jeder Durchlauchte kann es so drehen wie unser Freiherr von-und-zu-und-auf-und-davon-und-wieder-zurück Guttenberg, der über einen Umweg vom CSU-Minister über eine dubiose Beratertätigkeit in Amerika und der EU am Ende wohldotiert als Moderator im Austragshaus von RTL landete. Um so einer Karriere zu entgehen, verkauft manch Baltischer Adel dann doch lieber seinen Titel.

Und da handelt es sich, wie uns in der Anzeige versichert wird, um einen echten Adelstitel. Andererseits wäre Werbung für einen gefälschten Adelstitel auch nicht sonderlich zielführend. Und wenn er noch so rechtssicher erworben werden kann.

Dann viel Erfolg und ein gutes Geschäft!